„Hier wird keine Sprachphilosophie intendiert, sondern eine Philosophie, die von der Sprache herkommt.“
Eine Philosophie von der Sprache her – so schildert der Frankfurter Philosoph Bruno Liebrucks (1911-1986) das Vorhaben seines gewaltigen Hauptwerkes Sprache und Bewußtsein (7 Bände, Frankfurt am Main 1964ff.) Liebrucks ist ein außergewöhnlicher Denker des 20. Jahrhunderts: Zum einen aufgrund seines Ansatzes, Sprache nicht, wie gegenwärtig zumeist, von der Technik her, sondern als die Vermittlung schlechthin im Anschluss an Vico, Herder, Humboldt, Hegel und Hölderlin zu denken; zum anderen aufgrund seines enormen systematischen Anspruchs, eine Antwort auf den Deutschen Idealismus vom Begriff der Sprache her zu geben, die weder hinter das Erreichte zurückfällt noch bei dem Erreichten einfach stehenbleibt. Seine großangelegten Gesamtinterpretationen der anspruchsvollsten Werke der Philosophie zeigen: Nur von den bislang maximalsten Denkleistungen her lässt sich der logische Horizont der Sprache ausmessen. Und: Das ist keine rein akademische Angelegenheit, denn nach Liebrucks ist der Mensch als Mensch seinem Begriff nach Sprache. Der Sprachlichkeit muss dann auch sein Weltumgang entsprechen, wenn er seiner Menschlichkeit nicht verlustig gehen soll. So wird die Frage unumgänglich:
„Welches philosophische Denken erreicht dasjenige ‚Denken’, das Sprache schon immer geübt hat, wenn auch nur an ihr selbst?“
Von welchem Denken her erschließt sich der Logos der Sprache, in dessen Horizont ein menschliches Leben, Handeln und Erkennen möglich ist? Inwiefern müssen wir dazu nach Liebrucks nicht weniger als „drei Revolutionen der Denkart“ durchmachen? Der Beantwortung dieser und weiterer Fragen widmete sich das Linzer Symposion.
Ausgerichtet wurde das Symposion am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie (Univ.-Ass. DDr. Max Gottschlich) in Kooperation mit dem Institut für Philosophie der FernUniversität Hagen (Univ.-Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann). Teilnehmer waren bedeutende Schüler von Liebrucks sowie Philosophen aus Deutschland, Österreich und Griechenland.
Detailliertes Programm:
Die drei Revolutionen der Denkart
Symposion anlässlich des 100. Geburtstages
von Bruno Liebrucks (1911-1986)
am Institut für Kunstwissenschaften und Philosophie (IKP)
der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz
in Kooperation mit dem Institut für Philosophie der FernUniversität Hagen
12.- 14. Oktober 2011
Programm
Mittwoch, 12.10.
14.00-14.30
Begrüßung der Teilnehmer durch
Magnifizenz Prof. Dr. Ewald Volgger, Rektor der KTU
Prof. DDr. Monika Leisch-Kiesl, Präses des IKP
Einführung (DDr. Max Gottschlich)
Eröffnungsvortrag
14.30-15.15
em. Prof. Dr. Brigitte Scheer (Frankfurt am Main)
Die Sprachlichkeit der Künste unter besonderer Berücksichtigung der bildenden Kunst
15.15-15.30
Diskussion
15.30-15.45
Kaffeepause
I. Der Weg zur Dialektik
15.45-16.30
DDr. Max Gottschlich (Linz)
Die Revolutionen der Denkart: Ontologie – Transzendentalphilosophie – Dialektik
16.30-16.45
Diskussion
16.45-17.30
Prof. Dr. Theodoros Penolidis (Thessaloniki)
Zu Liebrucks’ Interpretation des späten Platon
17.30-17.45
Diskussion
18.15-19.15
Künstlerisch-philosophische Soirée in memoriam Bruno Liebrucks
(Bischofsaula des Priesterseminars Linz)
Donnerstag, 13.10.
II. Zur Logik von der Sprache her
9.30-10.15
Dr. Klaus Honrath (Hagen)
Bruno Liebrucks und Immanuel Kant: Die Logik, das Geld des Geistes und die (praktische) Vernunft im Leben des Menschen
10.15-10.30
Diskussion
10.30-11.15
Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann (Hagen)
Die Betrachtung der Kategorien an ihnen selbst und die Sprache. Zu Liebrucks' Deutung der Hegelschen Logik
11.15-11.30
Diskussion
11.30-11.45
Kaffeepause
11.45-12.30
Dr. Werner Schmitt (Frankfurt am Main)
Liebrucks´ Umwege zu Hölderlin
12.30-12.45
Diskussion
13.00-15.00
Mittagspause
III. Konkretionen: praktische Philosophie, Anthropologie
15.00-15.45
Dr. Maria Woschnak (Wien)
„Handle sprachlich“ – Zur Ethik bei Liebrucks
15.45-16.00
Diskussion
16.00-16.45
Dr. Leo Dorner (Mautern)
Zur politischen Philosophie bei Liebrucks
16.45-17.00
Diskussion
17.00-17.15
Kaffeepause
17.15-18.00
Dr. Werner Woschnak (Wien)
Liebrucks’ Interpretation von Herder und Gehlen
18.00-18.15
Diskussion
18.30
Abendessen
Freitag, 14.10.
IV. Logik und Theologie
9.30-10.15
Dr. Fritz Zimbrich (Frankfurt am Main)
„Die Götter Hölderlins wohnen im hegelschen Begriff“ - Versuch einer Beschreibung dieser göttlichen Wohnstätte
10.15-10.30
Diskussion
10.30-11.15
Mag. Simone Liedtke (Emden)
Freiheit als Marionette Gottes. Eine Untersuchung über den Gottesbegriff im Werk von Bruno Liebrucks
11.15-11.30
Diskussion
11.30-11.45
Kaffeepause
Abschlussvortrag
11.45-12.30
em. Prof. DDr. Josef Simon (Bonn)
Absoluter Geist und Persönlichkeit
12.30-13.00
Abschlussdiskussion
13.00-15.00
Mittagessen
Das Symposion wurde durch die großzügige Unterstützung des Bischöflichen Fonds der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz ermöglicht.